Geschichtliches zum Bugholzstuhls von Stoelcker

Der Schreiner Michael Thonet (1796–1871), aus dem rheinischen Boppard stammend, verbesserte konsequent die Idee, Buchenholz in Dampf zu Biegen. So entwickelten er und seine Söhne neue technologische und produktionstechnische Möglichkeiten und wurden die erfolgreichsten Möbelfabrikanten des Industriezeitalters. Innerhalb weniger Jahrzehnte wurden neue Maßstäbe in der industriellen Möbelproduktion gesetzt.

Mit der Herstellung von Bugholzstühlen wurde ein neues, zukunftsweisendes Prinzip verwirklicht: die Form als Ergebnis industrieller Fertigungsmethoden und damit die zwingende und logische Verbindung aus Technologie und Formgebung.

Der weltweite Erfolg der Thonet-Stühle hatte zur Folge, dass europaweit andere Möbelfabrikanten das Herstellungsverfahren anwendeten. Bis zum Jahre 1869 war man im Schutz des Patentes „Möbel aus massiv gebogenem Holze“ alleiniger Anbieter, doch noch im selben Jahr entstanden andere bedeutende Hersteller, wie Jacob & Josef Kohn und später u.a. Kohn, Mundus, Fischel und Stoelcker und ein Boom von Firmengründungen fand statt. Meist entstanden die Konkurrenten im nahen Umkreis, um Facharbeiter und Spezialisten anzuwerben.

So ist zu erklären, dass das hessische Frankenberg, wo Thonet 1890 ein Werk gründete, auch der Standort für das 1927 gegründete Zweigwerk Frankenberg der Holzindustrie Stoelcker wurde.

Otto Stoelcker, der damalige Inhaber des im badischen Ettenheim 1922 gegründeten Unternehmens Holzindustrie Stoelcker — auch unter dem Markennamen Bombenstabil bekannt —, entging es nicht, dass sich der Direktor des Thonet-Werks selbständig machen wollte. Da dieser den Aufbau aber finanziell nicht durchstehen konnte, übernahm Otto Stoelcker im Jahre 1927 die Frankenberger Stuhlproduktion mit dem ehemaligen Direktor des benachbarten Thonet-Werkes.

Die Bugholzstühle von Bombenstabil wurden auch als Wiener Stühle vermarktet.